Aus der Geschichte der LSGM und der

mathematischen Schülerförderung in der Region Leipzig


Mehr zur Geschichte der mathematischen Schülerförderung in der Region Leipzig

Die Anfänge


Aktivitäten in der Förderung mathematischer Talente im Raum Leipzig, die man als Vorläufer der LSGM betrachten kann, lassen sich bis in die 60er Jahre und noch weiter zurück verfolgen. Erste Interessengemeinschaften existieren bereits 1956. An der 29. OS Leipzig (John-Schehr-OS) wird der alpha-Club durch Johannes Lehmann gegründet, den wohl umtriebigsten Organisator mathematischer Förderaktivitäten in der Region Leipzig, langjährigen Herausgeber der "Mathematischen Lesebögen" und späteren Chefredakteur der Schülerzeitschrift Alpha.

Vom 1. bis 7. Juni 1960 findet, noch vor dem offiziellen DDR-weiten Start der Mathematikolympiaden, die erste Mathematik-Stadtolympiade in Leipzig statt. Aus 56 (von 70) Leipziger Schulen nehmen 210 Schüler der Klassen 5 - 12 teil.

Thomas Görnitz (Thomas-OS) erringt auf der 3. IMO (Budapest, Juni 1961) einen 3. Preis und ist damit der erste IMO-Preisträger der DDR.

Am 13. 12. 1962 gibt die Leipziger Volkszeitung (als einzige Tageszeitung der DDR) die erste 16-seitige Mathe-LVZ als Sonderausgabe heraus. Spätere Ausgaben enthalten pro Klassenstufe (beginnend mit Klasse 2) eine Seite mit altersgerechten Aufgaben, einem Preisausschreiben, sowie auch gleich den Lösungen. Zielgruppe ist ein allgemeines Publikum mit Interesse an mathematischen Knobelaufgaben. Die Materialien sind auch zur Unterstützung der außerunterrichtlichen Arbeit im Fach Mathematik geeignet. Ab 1964 haben alle Schulen und Institutionen pädagogischer Fachrichtung die Möglichkeit, diese LVZ-Sonderausgaben zu beziehen.

Im Juli 1964 findet in Frohburg das erste Bezirksspezialistenlager Junger Mathematiker für die Klassenstufen 7 und 8 statt.

Auf der Basis eines Beschlusses des Rates des Bezirks Leipzig wird am 14. 9. 1964 in Leipzig der Bezirkskonsultationspunkt "Junger Naturforscher und Techniker" eingerichtet. Neben anderen Gebieten (Chemie, Elektrotechnik, Maschinenbau) wird ein Bereich Mathematik eingerichtet, der vor allem für die Klassenstufen 7 - 12 als ein Zentrum der Aus- und Weiterbildung von Schülern und AG-Leitern Aktivitäten außerunterrichtlicher Tätigkeit bündelt. 1966 wir der Bezirkskonsultationspunkt in Bezirkskabinett für außerunterrichtliche Tätigkeit umbenannt. Dessen langjähriger mathematischer Leiter ist Gerhard Kleinfeld.

In Zusammenarbeit mit dem Bezirkskabinett richtet das Mathematische Institut der Karl-Marx-Universität ab 1966 Spezialzirkel ein, "um Schüler der Erweiterten Oberschulen auf ihr künftiges Studium vorzubereiten". Diese Zirkel werden von guten Lehrerstudenten der Richtung Mathematik/Physik geleitet und ab 1969 der FDJ-Grundorganisation der Sektion als Jugendobjekt übergeben. An diesen Zirkeln nehmen bereits im Gründungsjahr 70 Schüler teil. Auch die Lehrgänge des Bezirks, in welchen in Vorbereitung auf die DDR-Olympiade die Leistungskader zusammengefasst sind, werden von Wissenschaftlern des Mathematischen Instituts unterstützt. 1968 wird ein Bezirksklub Junger Mathematiker gegründet mit dem Ziel, leistungsstarke Schüler kontinuierlich zu fördern sowie AG-Leiter und Kreisklubs durch Pläne, methodische Anleitungen, Vorträge usw. zu unterstützen.

Mehrere große Fachbuchverlage starten 1967 gemeinsam die Reihe Mathematische Schülerbücherei, in welcher Buchtitel zur Unterstützung der Förderung mathematischer Nachwuchstalente aufgelegt werden. An dieser Reihe sind vor allem der Teubner-Verlag, der Verlag Volk und Wissen Berlin, der Urania-Verlag Leipzig, der Deutsche Verlag der Wissenschaften Berlin, sowie in geringerem Umfang der Kinderbuchverlag Berlin sowie der Fachbuchverlag Leipzig beteiligt.

Am 20. 2. 1967 erscheint die erste Ausgabe der Mathematischen Schülerzeitschrift Alpha. Die Materialien der 6 Hefte pro Jahr richten sich vorrangig an Schüler der Klassenstufen 5 - 10 und prägen viele Generationen von mathematisch interessierten Nachwuchstalenten.

Die Mathematische Schülergesellschaft an der Universität Leipzig


In der Region Leipzig existiert mit dem Bezirkskonsultationspunkt und dem Bezirksklub bereits eine gut ausgebaute Förderstruktur für mathematische Talente. Allerdings sind hierin die in der Region bestehenden akademischen und universitären Strukturen nur peripher eingebunden und alle organisatorische und inhaltliche Verantwortung liegt im Bereich der Abteilung Volksbildung. Bemühungen aus dem akademischen Bereich, sich hier deutlicher in Stellung zu bringen, münden 1973 in die Gründung der Schülerakademie Leipzig. Schüler der Klassen 9 - 12 aus dem Großraum Leipzig können hier Vorlesungen, Experimentalzirkel, Besichtigungen, Exkursionen, Kolloquien und Seminare besuchen und dort ihr Wissen vertiefen. Aktive Teilnehmer erhalten nach einer Probezeit eine formelle Berufung zum Akademiemitglied. Sie sind auch zu aktiver Tätigkeit aufgefordert, um Schülervorträge in den eigenen Schulen vorzubereiten und zu halten. Vorbild sind ähnliche Einrichtungen in der UdSSR, etwa in Kiew.

Die Zahl der berufenen Mitglieder steigt in den nächsten sechs Jahren von 140 (1973) über 800 (1974) auf 2 300. Über 300 Wissenschaftler und andere Fachkräfte kommen in über 2 000 Veranstaltungen mit mehr als 47 000 Jugendlichen ins Gespräch. 1974 wird die Basis der akademischen Träger der Schülerakademie um mehrere Sektionen der Karl-Marx-Universität (Gesellschaftswissenschaften, Physik, Biowissenschaften, das Geographische Institut, das Institut für chemische Toxikologie) auf sechs Sektionen erweitert. Weitere Schülerakademien werden in Döbeln, Altenburg (1976), Torgau, Borna (1977) und Oschatz (1979) gegründet.

Nach einigem Ringen um Zuständigkeiten wird am 16. 12. 1974 an der Sektion Mathematik der Karl-Marx-Universität die Mathematischen Schülergesellschaft (MSG) als Teil dieser Schülerakademie und weiterer Baustein der Förderung mathematischer Nachwuchstalente in der Leipziger Region feierlich eröffnet. Hier werden in den nächsten Jahren die bisherigen Aktivitäten gebündelt und um neue Facetten bereichert. Neben der eigentlichen Talenteförderung entstand eine ganze "Infrastruktur": Lehramtsstudenten wurden in die Förderung einbezogen (Jugendobjekt "Lehrer arbeiten mit Schülern"), ein Lehrplan für die Tätigkeit der MSG entstand und Diplomarbeiten zu Zirkelthemen wurden vergeben.

In den besten Zeiten beteiligten sich jährlich etwa 180 Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 - 12 an den Zirkeln der MSG. In den Sommerferien fand regelmäßig ein Spezialistenlager Junger Mathematiker statt und in den Winterferien ein (kleinerer) Vorbereitungslehrgang für die Teilnehmer der 4. Stufe der Mathematikolympiade.

Nach der Wende


Mit der Wende stand vor den Aktivisten der Talenteförderung die Frage, ob und wie sich derartige Aktivitäten unter den neuen Bedingungen fort führen lassen. Daß eine solche Talenteförderung sowohl für die Schüler als auch die Region Leipzig ein wichtiges Pfund ist, mit dem es zu wuchern gilt, stand für uns außer Frage. Trotzdem wurde es in den Jahren 1990 - 94 immer schwieriger, dafür Leute und Mittel zu finden. Gemeinsam mit Mitstreitern aus Chemnitz und Dresden gelang es uns, das Sächsische Landeskomitee zur Förderung mathematisch-naturwissenschaftlich interessierter Schüler (SLK) beim Sächsischen Kultusministerium einzurichten. Eine der Hauptaktivitäten des SLK ist die Organisation der Mathematikolympiade im Freistaat Sachsen, die bis heute in Sachsen eine große Resonanz findet.

Im Jahre 1994 spitzte sich die Situation um die Talenteförderung weiter zu, was uns bewog, für unsere Aktivitäten ein vereinsrechtliches Standbein auch außerhalb der Universität zu schaffen, zunächst als Initiativgruppe des Vereins "Kreativitätsschulen e.V. Sachsen" und - nach einem zehnjährigen Intermezzo - mit der Gründung des "LSGM e.V." seit Ende 2004 nunmehr als eigenständiger gemeinnütziger Verein. Aus einer solchen etwas unabhängigeren Position heraus gelang es uns in den Folgejahren Verbindungen zu Regionalschulamt, Schulverwaltungsamt, aber auch in die Universität hinein neu zu knüpfen, wobei wir besonders im damaligen Kanzler, Herrn Gutjahr-Löser, einen verständnisvollen Partner fanden.

Heute ist die LSGM ein anerkannter Partner und eine der wichtigsten Einrichtungen im Raum Leipzig, die schulübergreifend Nachwuchstalente auf mathematischem Gebiet fördert. Unsere Zirkel werden jährlich von über 100 Schülerinnen und Schülern besucht. Über unsere vielfältigen Aktivitäten kann man sich in unseren Jahresberichten oder auf unseren Webseiten detaillierter informieren.

Preise


Teubnerpreis 2005


Die LSGM als wichtiger außerschulischer Förderer mathematischer Nachwuchstalente in der Leipziger Region wurde 2005 der Teubner-Preis verliehen. Dieser von der Teubner-Stiftung Leipzig ausgelobte Preis wurde auf einer Festveranstaltung am 29.6.2005 überreicht, zu der eine große Zahl "Ehemaliger" - Freunde und Mitstreiter der MSG und LSGM - anwesend waren.

Begleitschrift zur Preisverleihung

Auszeichnung von zwei LSGM-Projekten im Jahr der Mathematik 2008.


zu ergänzen